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Album

Konrad Dreher und das Schlierseer Bauerntheater

Konrad Dreher war ursprünglich Staatsschauspieler am Münchner Theater am Gärtnerplatz. Besonders seine Gastspiele, in denen er hauptsächlich bayerische Komödien präsentierte, machten ihn zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der prominentesten deutschen Bühnenkünstler. Am Theater am Gärtnerplatz lernte Dreher den Gastwirt Xaver Terofal kennen, der hier als Schuhplattler auftrat, und ermutigte ihn in einem oberbayerischen Gebirgsort ein Bauerntheater einzurichten. Als die Hotelgaststätte Seehaus in Schliersee zum Verkauf stand, war es soweit. Dreher übernahm die Bürgschaft und Terofal wurde Seehaus Wirt. Neben der Gaststätte ließ Dreher vom Münchner Architekten Emanuel Seidl einen hölzernen Theaterbau errichten, mit 500 Plätzen, mit elektrischem Strom und modernster Bühnentechnik. Konrad Dreher und Xaver Terofal gründeten 1892 das Schlierseer Bauerntheater und machten es zum erfolgreichsten Theaterunternehmen Deutschlands. Alle ausgewählten Ensemblemitglieder mussten Laien sein, in Schliersee und Umgebung wohnen und dort einem Handwerks- oder Bauernberuf nachgehen. Der ursprüngliche Gedanke, mit dem Theater als Fremdenattraktion Besucher nach Schliersee zu locken, ging jedoch nicht auf. So erinnerte sich Dreher an seinen Freund Buffalo Bill, der schon seit Jahren mit einem Indianer und Cowboy-Spektakel durch die Welt tourte. Dreher hatte Buffalo Bill 1890 in München kennengelernt und damals sogar als Statist in dessen Vorführung mitgewirkt. Nun schickte Dreher die „Schlierseer“ im Winter auf Tournee und damit kam der Erfolg.

Das Schlierseer Bauerntheater befriedigte überall im Lande die Sehnsucht der Städter nach „wahrer und ursprünglicher Natürlichkeit“. Die Menschen suchten weltferne Idyllen und genau dem wurde entsprochen, mit Kalkül, bis in jedes Detail. Und so exportierte das Schlierseer Bauerntheater Bayern-Exotik und bediente sämtliche gängigen Bayernklischees: Der Bayer hält an seinen uralten Bräuchen fest, liebt seine alten Trachten, ist resistent gegenüber allen Moden, trägt stets einen Juchee-Schrei auf den Lippen, gleitet humorvoll leicht durchs Leben und kennt weder Mühe noch Not, da er, wie die Tiere des Waldes, eins ist mit der Natur. Bairisch ist nicht nur eine Dialekt, Bayrisch ist ein gesamtheitlicher Ausdruck. Überall in der Republik konnte man sich dafür begeistern. Dieses Album beschreibt auch anhand der Werktexte das Phänomen des Schlierseer Bauerntheaters.