Karl Valentin, sein Panoptikum und seine Ritterspelunke
Im Oktober 1934 eröffnete Karl Valentin sein Panoptikum im Keller des Hotel Wagner, Sonnenstraße 23, ein vertrauter Spielort Valentins. In einer Mischung aus Wachsfiguren-, Kuriositäten- und Gruselkabinett wird Valentins Geist, sein „verbohrtes Hirn“ und seine Sprachphilosophie Materie. Die Realisierung verschlang Unsummen. Valentin sah sich gezwungen Kredite auch bei seiner Partnerin aufzunehmen. Für „Beteiligungen“ an seinem Unternehmen stellte er Schuldscheine aus. Der Erfolg blieb aus. Als Liesl Karlstadt sah, worin sie ihr Geld investiert hatte, war sie erschüttert und von den Gruselszenen zu Tode erschrocken. Nach acht Monaten musste Karl Valentin das Panoptikum unter großen finanziellen Verlusten wieder schließen. Parallel geriet Liesl Karlstadt in eine schwere Nervenkrise, die in einen Selbstmordversuch gipfelte.
Am 18. Juni 1937 eröffnete Valentin im Färbergraben 33 sein Panoptikum als Grusel- und Lachkeller neu. Gut zwei Jahre später (am 17. Juli 1939) wurde daraus am selben Ort die Ritterspelunke, eine Mischung aus Grusel- und Lachkeller, Theater und Kneipe. Karl Valentin spielte hier mit Otto Zagler und Annemarie Fischer u. a. den RITTER UNKENSTEIN. Da Liesl Karlstadt zu dieser Zeit nicht zur Verfügung stand, sie erholte sich von schwerer Krankheit in verschiedenen Sanatorien, brauchte Valentin neues Bühnenpersonal und musste neue Szenerien entwickeln.
Am 5. Juni 1940 stand Karl Valentin hier das letzte Mal auf der Bühne. Es war der Tag der ersten Luftangriffe auf München. Der Volkssänger Peter Schmid Graßl berichtet: Einem Verwundeten Soldaten, der Valentins Vorstellung besuchte, trat vor Lachen Blut durch seinen Verband, so dass dieser in Ohnmacht fiel. Daraufhin brach Valentin die Vorstellung ab, mit den Worten: "Es ist eine Schand, wir tuan daheim Kasperlspielen und draußen verliern de Leut eahna Leben! Schluss is - aus is - ich kann nicht mehr!"
Am 30. 11. 1940 schloss auch die Ritterspelunke. Heute sind, bis auf den liegenden Stehkragen, der im Musäum ausgestellt ist, nur noch Fotos von den Objekten aus Valentins Panoptikum erhalten.