Valentin Karlstadt Musäum Valentin Karlstadt Fledermaus Valentin Karlstadt Flieger

Das Musäum

Einladung zur Musäumseröffnung, ein Ziegelstein mit den aufgedruckten Daten
Hannes König beim Bau des Musäums, steht auf Leiter mit Valentin bild in der Hand
Postkarte Ansiocht Isartor, Fotomontage mit rotem Teppich und Valentinfigur vor dem Tor

Das Valentin-Karlstadt-Musäum ist ein städtisches Museum in München, das dem Komiker Karl Valentin und seiner Partnerin Liesl Karlstadt gewidmet ist.
Am 17. September 1959 als Valentin-Musäum im Isartor eröffnet, wurde hierfür als Einladung ein vier Kilo schwerer Ziegelstein versendet. Der Kunstmaler Hannes König richtete es in Eigeninitiative im Südturm des kriegszerstörten und nur notdürftig wiederaufgebauten Isartors mit Hilfe von Künstlerfreunden und der finanziellen Unterstützung von Münchner Bürgerinnen und Bürgern ein.
Seit der Eröffnung des Liesl-Karlstadt-Kabinetts 2001, trägt das Valentin-Karlstadt-Musäum den Namen beider Protagonisten. Als Vorbild für die Gestaltung diente Karl Valentins Ritterspelunke, eine Verbindung aus Kellerkneipe, Bühne und Kuriositätenkabinett. In den 60er und 70er Jahren entwickelte es sich zur Pilgerstätte für Karl Valentin.
Im Zuge der Sanierung des Isartors 1971–1972, wurden Ausstellungsräume im Nordturm geschaffen. Nach dem Tod von Hannes König 1989 übernahm seine langjährige Mitarbeiterin und Lebenspartnerin Gudrun Köhl die Museumsleitung. Von der Gründung bis 2018 war es ein privat betriebenes Museum.

Seit 2004 ist Sabine Rinberger Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums. Bis zum 31.12.2017 führte sie es als privaten Betrieb, seit 2018 nun als Museum der Landeshauptstadt München. Mit dieser Entscheidung sicherte der Münchner Stadtrat die Zukunft des Museums, unabhängig von Betreibern.

In den Jahren 2007–2008 wurden die Innenräume mit Hilfe des Baureferates der Landeshauptstadt München saniert und alle Ausstellungen in Inhalt und Präsentation neu gestaltet (Konzeption: Sabine Rinberger und Andreas Koll, Ausstellungsgestaltung: Klaus Würth und Petra Winderoll Würth & Winderoll).

Unterstützt wurde dies vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern, der Bayerischen Landesstiftung, der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung und Augustiner-Bräu München,  Deloitte & Touche, Prof. Dr. Dr. Manuel René Theisen, Andreas Giebel, G-Rag und den Landlergschwistern, Christian Ude, Gerhard Polt und der Biermösl Blosn, Jörg Hube, dem Münchner Volkstheater, Herrschmann/Kollhoff und Gerd Lohmeyer, der Couplet AG, dem Niederbayerischen Musikantenstammtisch, Michael Lerchenberg, der Familie Schwenk, dem dramatischen Club Alpenröserl e.V.  sowie vielen Münchner Bürgerinnen und Bürgern.

Hannes König wurde am 24. Juni 1908 in München geboren. Der gelernte Maler und Restaurator arbeitete als Zeichner und Bühnenbildner für Theater und Film. 1926 trat er der Kommunistischen Partei bei, in der Zeit des Nationalsozialismus wurde er überwacht und hatte Berufsverbot. 1948 übernahm König den Landesvorsitz der Gewerkschaft der geistig und kulturell Schaffenden.
Er gründete die Münchner Künstlerhilfe, die notleidenden Künstlern unter anderem zu einem regelmäßigem Mittagessen verhalf. Den Pavillon im Alten Botanischen Garten renovierte er und machte ihn zu einem Ort der Kunst. Hier organisierte Hannes König Ausstellungen speziell von bayerischen Künstlern, zeigte Otto Dix und Max Ernst und kuratierte eine Schwabing-Ausstellung.

Doch seine große Liebe war Karl Valentin, Königs Lebenswerk ist das Valentin-Musäum (heute Valentin-Karlstadt Musäum). Auch die Sammlung im Valentin-Musäum trug Hannes König zusammen, mit seinem Tod vermachte er sie der Stadt München. Diese umfasst neben zahlreichen Archivalien zu Karl Valentin, Liesl Karlstadt und den Münchner Volkssängern u.a. eine Schenkung von Christian Boltanski mit Bildern und Dokumenten aus seinem Werk der 70er Jahre. Hannes König starb am 11. Oktober 1989. An seinem Grab spielte man die "Internationale".

Die langjährige Hüterin des Valentin-Karlstadt-Musäums im Isartor ist am 1. Januar 2023 gestorben.
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15 Jahre leitete Gudrun Köhl das Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor, doch widmete sie den beiden Protagonisten fast ihr ganzes Leben.
1943 wurde Gudrun Köhl in den Wirren des Krieges in Garching an der Alz als siebtes Kind geboren, kurz darauf starb der Vater als Soldat im Krieg. Ursprünglich hatte die Klosterschülerin zunächst eine ganz andere Mission. Als Benediktinerin wollte sie nach Afrika um zu missionieren. Zum Abschied vom Weltlichen reiste sie zuvor noch mit einer Freundin nach Italien. In Rom verliebte sie sich flüchtig in einen Sizilianer. Nur kurz war diese Begegnung, doch bedeutet dies für Gudrun Köhl die Aufgabe des Klosterlebens.
Fortan wollte sie sich der Kunst widmen und auf die Kunstakademie in München. In jugendlichem Leichtsinn von 19 Jahren dachte Gudrun Köhl, hier würde sie das Malen lernen, dazu reiche ihr Talent zum Zeichen. Doch erfuhr sie bald, dass gewisse Vorkenntnisse nötig waren, diese wollte sie bei Münchner Kunstmalern erlernen.
­Auf diese Weise geriet sie in den Künstlerkreis von Hannes König, Kunstmaler, Kommunist und Erfinder des Valentin-Musäums. Die Kunstlehramt-Studentin wurde ab 1963 Stammgast im dortigen Turmstüberl. Als frisch gebackene Kunstlehrerin bot man ihr eine Stelle in Mühldorf an. Gudrun Köhl wollte aber nicht mehr weg von der Stadt, sie verabschiedete sich von der bürgerlichen Existenz und übernahm 1968 als Wirtin das ihr angetragene Turmstüberl im Valentin-Musäum. Immer mehr wurde sie zur wichtigen Mitarbeiterin des 35 Jahre älteren Musäumchefs Hannes König und dieser für sie vom väterlichen Freund zum Lebensgefährten.
Ab 1978 konzentrierte sie sich nur noch auf die Arbeit im Musäum, organisierte das Archiv, die Ausstellungen, veröffentlichte Bücher mit Hannes König und schrieb Aufsätze zu Liesl Karlstadt sowie den Münchner Volkssängern, Kinderbücher u.a. zu Karl Valentin, die sie auch illustrierte. Schon bald spielte sie auch Rollen auf der ebenfalls von Hannes König gegründeten Münchner Volkssängerbühne, fertige Bühnenbilder und führte Regie.
Nach dem Tod von Hannes König 1989, sorgte Gudrun Köhl für den Fortbestand des Valentin-Musäums, sie übernahm die Leitung und führte es weiterhin als einen privaten Betrieb. Die Sammlung selbst hatte Hannes König der Stadt München vermacht, damit Gudrun Köhl im Gegenzug keine Miete für das Isartor bezahlen musste. Das hätte die Existenz des Museums unmöglich gemacht. Mit viel Leidenschaft und Einsatz hielt sie alles zusammen, so auch den Volkssängerstammtisch, der sich jeden Dienstagnachmittag im Turmstüberl traf. Ihr großes Engagement galt der kongenialen Partnerin Karl Valentins Liesl Karlstadt. Es ist nicht zuletzt auch ihr Verdienst, dass Liesl Karlstadt eine feste Dauerausstellung im Isartor gewidmet und das Musäum 2002 in Valentin-Karlstadt-Musäum umbenannt wurde.
Für Ihre Lebensleistung erhielt Gudrun Köhl 2003 die Auszeichnung „München leuchtet“ in Silber. Zum 1. November 2004 übergab sie ein gut bestelltes Haus beziehungsweise Musäum ihrer Nachfolgerin Sabine Rinberger. Den Stammtisch pflegte sie weiterhin.
Am 1. Januar 2023 ist Gudrun Köhl wenige Tage vor ihrem 80. Geburtstag nach langer kraftraubender Krankheit gestorben.
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­Sabine Rinberger

Portrait Gurdrun Köhl
Gudrun Köhl zwischen Büsten von Valentin und Karlstadt ca 1980
Gudrun Köhl an der Musäumskasse
Gudrun Köhl mit Hannes König ca 1985 im Turmstüberl
Hannes König und Gudrun Köhl mit Schnauzbart im Fasching