Manetstoetter Ludwig als Bauer

Die Figur des „G'scherten“ wandelte sich im Laufe der Zeit vom Symbol für den ländlichen Tölpel hin zum Sympathieträger. Er wurde zum Inbegriff für echt bayrische Wesensart. Das etablierte Stadtbürgertum versuchte dem „Pöbel“ der Vorstadt Anstand und Bildung bei zu bringen und führte Feldzüge gegen Alkoholismus, Sittenlosigkeit und „mindere“ Unterhaltung. So besannen sich die Menschen dort auf die eigene Herkunft und solidarisierten sich mit der Figur des „G'scherten“. Auch er wurde zum Zeichen von Opposition. Zu seinen Charakterzügen einfältig, biersüchtig und rauflustig, gesellten sich nun positiv besetzte Begriffe wie schlau und schlitzohrig. Die Figur des „G'scherten“ steht nun für den aufrechten, mit der Tradition verbundenen Menschen, der sich nicht unterkriegen lässt. Zudem wurde sie zur Rolle, in die man schlüpfen konnte, um sich gezielt daneben benehmen zu können. Selbst die intellektuelle Schwabinger Bohème fand es schick Bauernbälle zu veranstalten und sich als „G'scherte“ zu verkleiden.
Manetstoetter Ludwig als Bauer, Fotografie, s/w , auf Pappe kaschiert, Valentin-Karlstadt-Musäum, München
https://www.valentin-karlstadt-musaeum.de/sammlung-online/objekte/objekt/manetstoetter-ludwig-als-bauer-6006175